Große Sorgen bereitet den einheimischen Brauereien hingegen die sehr angespannte Lage in den Rohstoff-, Verpackungs-/Gebinde- und Energiemärkten verbunden mit unberechenbaren Lieferfristen. Hinzu kommen die stark gestiegenen Beschaffungskosten und deren Volatilität, so die Meldung. Das alkoholfreie Bier werde immer beliebter: Der Absatz wuchs im Berichtsjahr um über 20 Prozent. Aktuell absolvieren 37 Lernende die dreijährige Ausbildung zum/zur Bierbrauer/-in.
Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete nach ersten Berechnungen im Braujahr 2021/22 (1. Oktober 2021 bis 30. September 2022) im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Plus von 6,2 Prozent auf 4.687.544 hl Bier. Das Resultat ist geprägt durch eine Zunahme des Inlandausstoßes aller Schweizer Brauereien um 9,0 Prozent auf 3.638.846 hl (Vorjahr: 3.339.902 hl). Die Bierimporte verzeichneten erneut eine Einbuße von 2,2 Prozent auf 1.048.698 hl (Vorjahr: 1.071.934 hl). Der Anteil der Bierimporte am schweizerischen Gesamtmarkt beträgt nun 22,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Braujahr 2012/13 wurde der bisher höchste Importanteil mit 26,1 Prozent verzeichnet.
Erfreulich erholte sich auch der Bierabsatz durch den Gastronomiekanal. „Verzeichneten wir im Vorjahr noch einen durch COVID-Schutzmaßnahmen geprägten Anteil von 24 Prozent, stieg dieser im Berichtsjahr wieder auf beinahe 33 Prozent gegenüber den 67 Prozent durch den Detailhandel. Die Gelegenheiten, miteinander ein Bier in der Gartenwirtschaft oder am See zu trinken, waren während der letzten Monate zahlreich. Das Bedürfnis, nach den einschneidenden COVID-Schutzmaßnahmen der Wintermonate wieder unbeschwert die Freiheit zu genießen, dürfte ebenfalls zum positiven Resultat beigetragen haben", erklärt Nationalrat Nicolo Paganini, Präsident Schweizer Brauerei-Verband (SBV), die Entwicklung.
Auf der Überholspur befindet sich weiterhin der Absatz von alkoholfreiem Bier. Die stetig größer werdende alkoholfreie Biervielfalt, verstärkte Marketingmaßnahmen und die wachsende Beliebtheit in der Bevölkerung sorgten dafür, dass das alkoholfreie Bier 2021/22 um 20,6 Prozent gewachsen ist. Der Anteil am Gesamtmarkt beträgt mit 265.058 hl (Vorjahr: 219.000 hl) nun 5,7 Prozent. Es ist auch für die Zukunft von einem stark wachsenden Segment auszugehen.
Trotz aller positiven hl-Statistikwerte ist die wirtschaftliche Lage der Brauereien äußerst angespannt. Der Herstellungsprozess ist energieintensiv, denn letztlich wird beim Brauen die Maische erhitzt und die Bierwürze gekocht. Je nach Stil muss das Bier anschließend unterschiedlich kühl vergoren und gelagert werden. Der Abfüllprozess sowie die nachgelagerte Logistik benötigen ebenfalls Energie. Auch wenn die Brauereien alle möglichen Energiesparmaßnahmen und -optimierungen aus eigenem Interesse verfolgen, schlagen die gestiegenen und äußerst volatilen Energiepreise auf die Rentabilität durch, so die Meldung weiter.
Auch die Mangellage in den Rohstoff-, Verpackungs- und Gebindemärkten verbunden mit unberechenbaren Lieferfristen bereitet den einheimischen Brauereien große Sorgen. Eine Entspannung der Liefer- und Preissituation ist im Moment noch nicht in Sicht.

Zurzeit lassen sich schweizweit 37 (Vorjahr: 35) junge Menschen zum/zur Lebensmitteltechnologen/-in EFZ Schwerpunkt Bier, wie die Ausbildung offiziell heißt, ausbilden. Davon allein 14 im ersten Lehrjahr. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick klein erscheinen, aber bei insgesamt 36 zugelassenen Ausbildungsbetrieben in der Schweiz sind sie nachvollziehbar. Es kann zudem vorkommen, dass ausbildungswillige Brauereien nicht über alle Gerätschaften, Prozessabläufe und Verfahrensschritte verfügen, wie vorgeschrieben. Fehlt zum Beispiel in einer Brauerei der Verfahrensschritt der Filtration und Bierstabilisation, müssen diese Fähigkeiten während der Lehre im Rahmen einer Betriebskooperation in einer Partnerbrauerei ausgebildet werden. Dieser Umstand hat den Zusatznutzen, dass die angehenden Bierbrauer und Bierbrauerinnen Erfahrungen in anderen Betrieben sammeln können.
Für Marcel Kreber, Direktor SBV und Hauptverantwortlicher für die Ausbildung, sind die Lernenden die Zukunft der Braubranche: „Ziel muss es sein, die jungen Brauer und Brauerinnen im Berufsumfeld halten zu können. Sie sollen dereinst auch ausbilden und den Brauerberuf ins Land hinaustragen." Ein strategisches Ziel des SBV ist es denn auch, Schüler und deren Eltern, aber auch Berufsberater zu vermitteln, dass die Bierbrauerlehre eine Ausbildung mit vielen Zukunftschancen darstellt. Ebenfalls soll mit diesem Ziel dem auch in der Braubranche herrschenden Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
Die SBV-Mitgliedsbrauereien haben 2022 folgende Brauereien in ihrem Kreis willkommen geheißen:
- Öufi Brauerei, Solothurn (SO);
- Brauerei Thun AG, Thun (BE);
- Brauerei Unser Bier AG, Basel (BS);
- Officina della Birra SA, Bioggio (TI);
- 7Peaks Brasserie Sàrl, Morgins (VS).
Nationalrat Nicolo Paganini, SBV-Präsident, freut sich, dass die Mitgliederzahl jedes Jahr stetig zunimmt: „Dass wir 2022 wieder insgesamt fünf neue Mitgliedsbrauereien aufnehmen durften, steht sinnbildlich für den Stellenwert des SBV. Dieser tritt seit der Gründung 1877 für seine Mitglieder und die Braubranche ein und verteidigt deren Interessen. Gerade in unsicheren Zeiten wie jetzt, ist ein starker Verband gefragt."
Schweizer Weltmeister der Bier-Sommeliers
Ein weiterer Höhepunkt im Berichtsjahr war der Sieg des amtierenden Schweizermeisters der Bier-Sommeliers, Giuliano Genoni, an den Weltmeisterschaften, welche am 11. September in München stattgefunden haben. Dem hochspannenden Wettkampf stellten sich 81 Teilnehmende aus 18 Nationen. Am 24. Oktober bereitete der SBV dem neu gekürten Weltmeister einen feierlichen Empfang im Tessin, so die Meldung abschließend.