Der Klimawandel macht sich auf den hessischen Streuobstwiesen bemerkbar: Die langen, heißen Sommer der vergangenen Jahre führen zu einer geringeren Erntemenge als in den Jahren davor. Durch den fehlenden Regen der letzten Jahre sank der Grundwasserspiegel, deswegen werden die Obstbäume schlechter mit Wasser versorgt. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren die Blüte vorverlagert, die dann durch frostige Nächte wie dieses Jahr im April gefährdet ist. „Wir rechnen auch in diesem Jahr mit einer Ernte, die unterdurchschnittlich ist“, stellt Martin Heil fest. Sie reiche nicht aus, um die nachgefragte Menge Apfelsaft und Apfelwein produzieren zu können; ein Zukauf für den Marktbedarf sei notwendig. Leider stöhnt ganz Europa unter der schlechten Ernte, was sich in den Kosten widerspiegeln wird. Heil rechnet mit einer Preissteigerung für Apfelwein und Apfelsaft.
Mit Blick auf die Qualität des diesjährigen Stöffche (hessischer Apfelwein) ist Heil überzeugt: „Auch dieses Jahr wird einen spritzigen, herb-süßen Apfelwein hervorbringen, wobei er in warmen Sommern wie diesem etwas milder ausfallen kann. Nicht umsonst sind Keltereien Handwerksbetriebe mit viel Know-how, Erfahrung und Experimentierfreudigkeit. Das hat uns in der Vergangenheit geholfen, mit schwierigen Marktbedingungen umzugehen und stets ein sehr gutes Produkt zu erzeugen. Und das tun wir auch jetzt mit zurückgehender Ernte.“
Verstärkt wird der Trend des Ernterückgangs durch die Tatsache, dass Streuobstwiesen nicht immer gepflegt werden und oft brach liegen. „Mit unserer Kampagne ‚Äpfel gehören ins Glas‘, die wir seit mittlerweile elf Jahren kommunizieren, konnten wir schon viele Streuobstwiesenbesitzer für die Notwendigkeit der Ernte sensibilisieren“, so Heil. „Darüber hinaus muss der Streuobstwiesenanbau aber auch von politischer Seite mit Förderungen unterstützt werden, um wirklich etwas verbessern zu können.“
Offiziell eröffnet hat der Verband der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien die Keltersaison im Geripptes Museum in Hanau. Dem Trägerverein Apfelwein-Centrum-Hessen und dessen Vorsitzendem Jörg Stier ist es maßgeblich zu verdanken, dass 2022 die handwerkliche Apfelweinkultur zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt wurde.