Trotz Einbruch der Wirtschaftsleistungen und Beeinträchtigung der globalen Lieferketten haben sich Spirituosen im Segment der alkoholhaltigen Getränke am Markt 2021 ausgewogen behaupten können. Während der Spirituosen-Konsum im Jahr 2021 mit rund 719 Mio. Flaschen à 0,7 l sowie einem Pro-Kopf-Verbrauch von 5,2 l auf Vorjahresniveau lag, konnte der Umsatz sogar leicht zulegen. Dies lässt auf eine Fortführung der Entwicklung hin zu Premiumqualität im Spirituosenmarkt schließen. Die Spirituosen gehörten auch im Jahr 2021 erneut zu den umsatzstarken Warengruppen im Lebensmittel-Einzelhandel. So kauften im Jahr 2021 rund 68,5 Prozent aller Haushalte in Deutschland mindestens einmal Spirituosen ein (Käuferreichweite).
Bezüglich der Verbraucherstimmung zeigte sich gemäß den GfK-Klimastudien-Analysen 2021/Anfang 2022 ein uneinheitliches Bild: Die Anschaffungsneigung und die Einkommenserwartung müssen gegenüber den Vormonaten kontinuierlich Einbußen hinnehmen und die Konjunkturaussichten, die sich seit Anfang 2021 etwas aufgehellt hatten, zeigen sich seit Februar 2022 rückläufig. „Die zunehmende Sparneigung dürfte ihre Auswirkungen auch im Spirituosenbereich zeigen. Eine seriöse Konsumprognose für 2022 kann daher erst abgegeben werden, wenn absehbar ist, wie sich die Inflation und die weiteren Entwicklungen aufgrund des unsäglichen Krieges Russlands gegen die Ukraine entwickeln. Hinzu kommen noch die Unwägbarkeiten zur weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie. Vor dem Hintergrund dieser unsicheren Gesamtsituation für viele Unternehmen und Berufstätige erhoffen wir uns von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, um die Funktionsfähigkeit der Lieferketten und entsprechende Versorgungssicherheit in Deutschland zu unterstützen – allerdings auch wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen –, in denen die Freiräume erhalten werden, die für eine positive und nachhaltige Wertschöpfung unbedingt vonnöten sind“, so BSI-Präsident Thomas Ernst.
Nach Analysen der Marktforschung Information Resources stieg der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) im Jahr 2021 um 0,1 Prozent auf rund 580 Mio. Flaschen à 0,7 l. Rund 75 Prozent des Gesamtabsatzes mit Spirituosen wurden 2021 über den Lebensmittel-Einzelhandel abgesetzt.
Die größten Marktanteile verbuchten mengenmäßig weiterhin „Klare Spirituosen“ (rund 37,2 Prozent), „Liköre“ (rund 36,1 Prozent) und „Rum“ (rund 9,5 Prozent). Zu den Gewinnern zählten 2021 u. a.: Liköre (u. a. Sahneliköre, „restliche“ Liköre, Fruchtliköre, Cocosliköre, Bitterliköre), Rum, Gin/Genever, Whisk(e)ys, Wodka, Brandy, Amaretto und Sambuca. Das Umsatzvolumen im Lebensmittel-Einzelhandel betrug 2021 rund 5,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,8 Mrd. Euro). Das ist gut ein Viertel des Umsatzes aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) im LEH.
Die Spirituosenimporte umfassten nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 rund 455 Mio. Flaschen à 0,7 l (+8,9 Prozent). Dies entspricht einer Zunahme um 37 Mio. Flaschen zum Vorjahr. Innerhalb der letzten zehn Jahre stiegen die Importe um 1,3 Prozent bzw. um rund 6 Mio. Flaschen. Aktuell entfallen damit gemäß GfK SE rund 42 Prozent des deutschen Gesamtmarktes auf Importspirituosen. Wichtigste Importländer waren 2021: Großbritannien, Italien, die USA, Frankreich, die Niederlande, Griechenland, Spanien, Russland, Irland, Polen, Schweden und Österreich.
Die Spirituosenexporte betrugen im Jahr 2021 – nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes – rund 295 Mio. Flaschen à 0,7 l. Dieses entspricht einer Zunahme im entsprechenden Vorjahresvergleich um 55 Mio. Flaschen bzw. um 22,9 Prozent und einer Erhöhung in den letzten zehn Jahren um 39 Mio. Flaschen bzw. um 15,2 Prozent. Zu den wichtigsten Ausfuhrländern zählten 2021 u. a.: die Niederlande, die USA, Belgien, Spanien, Frankreich, Österreich, die Republik Côte d’Ivoire, Dänemark, Luxemburg, Polen, die Volksrepublik China und Italien.
Das Gesamtmarktangebot (Produktion + Import – Export) erhöhte sich – nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes und Schätzungen des BSI – im Jahr 2021 (im entsprechenden Vorjahresvergleich) um 8 Mio. Flaschen à 0,7 l bzw. um 1,1 Prozent (ohne spirituosenhaltige Mischgetränke).
Die gesamte Spirituosenbranche inklusive Importeure hatte 2021 eine leicht steigende Umsatzentwicklung mit geschätzten rund 4,75 Mrd. Euro – darin enthalten sind rund 2,1 Mrd. Euro an Alkoholsteuern für Spirituosen.
Der Konsum pro Kopf von Spirituosen lag im Jahr 2021 bei rund 5,2 l Fertigware (Quelle: vorläufige Zahl des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München) und lag damit auf Vorjahresniveau.
Im internationalen Vergleich des Spirituosen-Pro-Kopf-Konsums belegte Deutschland im Jahr 2020 (Zahlen für das Kalenderjahr 2021 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor) Platz 48 – unter anderem hinter Südkorea, Belarus, Lettland, Estland, Bulgarien (Quelle: Analysen der Marktforschung „the IWSR and the IWSR Magazine [the Source for Wine & Spirits Analysis], London/Großbritannien).
Der Pro-Kopf-Verbrauch aller alkoholhaltigen Getränke (Bier, Wein, Sekt und Spirituosen) betrug 120,8 l im Jahr 2021 und sank damit zum entsprechenden Vorjahresvergleich um 3,1 l bzw. um 2,5 Prozent.
Bei den Verbrauchsteuern für alkoholhaltige Getränke (Bier, Wein, Sekt, Spirituosen und spirituosenhaltige Mischgetränke sowie Zwischenerzeugnisse) in Höhe von 3.031,1 Mio. Euro (2020: 3.085,1 Mio. Euro) entfiel auf die Spirituosen ein Anteil von 68,9 Prozent. Der Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen entsprach im selben Zeitraum einem Anteil von lediglich 4,3 Prozent.
Die Mitarbeiter- und Betriebsstruktur in der Spirituosenbranche ist seit Jahrzehnten in einem anhaltenden Konzentrationsprozess. Im Jahr 2021 ergab sich in der Spirituosenbranche in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten eine Zunahme auf 3.133 Mitarbeiter (+231 Mitarbeiter/+8,0 Prozent), die in 53 Betrieben (+2 Betriebe/+3,9 Prozent) beschäftigt waren (Quelle: Angaben des Statistischen Bundesamtes).
Ausblick
Der Bestürzung ausrufende Krieg Russlands gegen die Ukraine hat seit Februar 2022 in Europa und weltweit zu starken Wirtschaftsreaktionen einhergehend mit einer signifikanten Beeinträchtigung der globalen Handelsströme, Lieferketten und Rohstofflieferungen geführt. Hinzu kommen nach wie vor die unplanbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie. Von einer Normalisierung der wirtschaftlichen Lage kann somit für das Jahr 2022 nicht die Rede sein. Im Gegenteil werden der Russland-Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden enormen Preissteigerungen für Rohstoffe, Glas, Papier und Logistik Deutschland und auch die Spirituosenbranche begleiten. „Die Sorge vor einer neuen Corona-Welle, signifikant steigende Liefer- und Rohstoffpreise aufgrund des Russland-Ukraine-Kriegs – insbesondere für die Energieversorgung – werden die Spirituosenbranche nachhaltig beschäftigen “, so Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des BSI.
Vor dem Hintergrund dieses alarmierenden Szenarios erwartet die Spirituosenbranche von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, um die Funktionsfähigkeit der Lieferketten und entsprechende Versorgungssicherheit in Deutschland zu unterstützen – allerdings auch wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen – in denen die Freiräume erhalten werden, die für eine positive und nachhaltige Wertschöpfung unbedingt vonnöten sind.